Läck, waren die Pesäpallo-Liga-Pläne für die Saison 2020 gross! Nach einem Meeting der Teamcaptains im Januar 2020 schien es besiegelt; sechs Teams spielen in der anstehenden Saison im ausgeklügelten Spielmodus untereinander um den Titel. Die Vorteile für Solothurn wie aber auch für die gesamte Pesäpallocommunity eines zweiten Solothurnerteams waren genügend überzeugend um diesen Entscheid einstimmig zu fällen.
Nun, ja, äähh, dann kam Corona; Spieltage wurden abgesagt, Diskussionen geführt und die Entscheidung gefasst, diese verkürzte Saison, falls irgendwie möglich, doch noch durchzuführen.
Es zeugt von grossem Teamplay, dass alle Mannschaften die grossen Pläne dem Sport willen problemlos um ein Jahr nach hinten schoben, Austragungsorte neu festlegten und Verantwortung übernahmen.
Finalweekend Basel
Und so fanden wir uns nach einem tollen Spieltag in Winterthur zum finalen Weekend Ende September in Basel wieder. Die Vorfreude auf die gemeinsam zu verbringende Zeit mit der schweizerischen Pesäpallofamilie und tollem Pesäpallosport war spürbar! Das ganze Finalweekend war hervorragend von der Basler Mannschaft organisiert und liebevoll vorbereitet worden; herzlichen Dank!
Und nun meine lieben LeserInnen verlasse ich die Art des objektiven Schreibstils und schreibe schlicht als Reto Brotschi, Teamcaptain von Finnpesis Solothurn. Bitte verzeiht mir allfällige subjektiven Eindrücke, Gedanken…
Ich spiele Pesäpallo seit mehr als 25 Jahren. Ich spiele mit unbändiger Freude, mit viel Leidenschaft und grossem Einsatz. Ich habe die Anfänge und Entwicklungsschritte des Pesäpallosportes in der Schweiz miterlebt; dieses Weekend war für mich mit meinem Hintergrund ein einmal mehr tolles Ereignis.
Die Teams leben eine kollegiale Rivalität, viele SpielerInnen unterschiedlichster Teams pflegen Freundschaften. Gemeinsame Erlebnisse wie die Schweizer Liga, drei Weltmeisterschaften, gelegentliche Freundschaftsspiele und gemeinsame Trainings haben uns über all die Jahre einander nähergebracht.
Auch sportlich hat sich einiges getan; die Teams geniessen gemeinsam das Kräftemessen, der Pesäpallosport in der Schweiz ist schneller, technischer und taktischer geworden. Diese Entwicklung aktiv miterleben zu dürfen macht mich glücklich! Ich hatte an diesem Wochenende zwar zwischendurch Mühe mit den emotionalen Reaktionen einzelner SpielerInnen bezüglich Schiedsrichterentscheidungen, aber abgesehen von diesen vereinzelten «irritierenden Momenten» erlebte ich fairen Sportsgeist und hochstehende Spielkunst.
Gerne richte ich nun den Blick auf das sportliche Geschehen vom Finalsonntag. Nach spannenden Halbfinalspielen gegen Baselin Punaset und Pesis Hirvet standen sich im Finalspiel am Sonntagnachmittag Zürich Sini Valkoiset und der seit 13 Jahren aktive Schweizermeister Finnpesis Solothurn gegenüber. Aufgrund der Begegnungen der letzten Jahre wurde ein spannendes und knappes Spiel erwartet.
Entgegen der gängigen Meinung, dass nach mehreren Erfolgen sich einmal Sättigungsgefühle breit machen, brauchte mein Team keinerlei mahnende Worte als Motivation. Die Zielsetzung war klar, wir wollten unseren Meistertitel auch in diesem Jahr verteidigen.
Was dann folgte war ein Spiel auf hohem Niveau; gute Schläge und Würfe von beiden Seiten, tolle Läufe und ganz viel knappe Entscheidungen, die jedes Sportlerherz höher schlagen liessen. Zürich konnte sich nach einem verhaltenen Start und der verlorenen ersten Spielhälfte mit dem Skore von 2-10 beträchtlich steigern und gewann die zweite Halbzeit mit 4-2. Es musste das Zusatzend entscheiden.
Wenn ich die vergangenen Schweizermeisterschaften Revue passieren lasse, habe ich unzählige Szenen im Sinn, in denen Finnpesis Solothurn sich dank unerklärlichen Leistungssteigerungen und/oder auch glücklichen und knappen Entscheidungen den Sieg holen konnte. In diesem Jahr aber liessen sich die nervenstarken Zürcher den Sieg nicht mehr nehmen. Mit einer tollen Mannschaftsleistung unter der Führung von Jani Tedaldi gewannen die Zürcher das Zusatzend hochdramatisch und verdient mit 2-1.
Die fröhlichen Bilder der ZürcherInnen beim Feiern des ersehnten Titels lösten bei mir und meinem Team trotz der Niederlage auch Glücksgefühle aus. Wir haben uns in den letzten Jahren so oft mit Zürich duelliert, den treuen und überwältigenden Einsatz vieler ZürcherInnen (Kari, Jani, Aino, Xavier, Katja, Kusi um nur einige zu erwähnen!) haben wir alle miterleben dürfen… …Der Schweizermeistertitel ist der verdiente Lohn für diesen Einsatz und auch für die sportlichen Leistungen in diesem Jahr. Von Herzen gratulieren wir Zürich Sini Valkoiset!
Ach ja, die Solothurner die vor knapp einem Jahr in Indien an der WM gespielt haben, finden, dass sich «Vizeweltmeister» um ein Vielfaches besser anfühlt als «Vizeschweizermeister». Oder anders formuliert, wir freuen uns auf die Saison 2021!
Autor: Reto Fotos: Sanna / Stefan
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